Samstag, 28. September 2013

Verkehrte Welt manchmal

Bevor ich meinen neuen fesselnden Eintrag beginne, muss ich noch gestehen, dass meine Oma doch nicht gesagt hat, man soll Zwiebeln einfach so aufs Ohr legen. Erst kochen und den Saft, sowie die weichen Zwiebeln in ein Tuch wickeln und das hilft dann.
Glücklicherweise sind meine Ohren nicht so wehleidig und haben sich, trotz ungekochter Zwiebel, wieder beruhigt.
Allerdings bin ich immer noch irgendwie krank, denn seit Dienstag sind meine Mandeln ganz dick und sehr hässlich. Wirklich nicht schön und es tut mir echt leid, dass ich hier im Moment rumheule und von meiner ständigen Krankheit rede, aber ich könnte auch gerade gar nichts anderes erzählen, weil man mit dummen Mandeln wie meinen nichts Richtiges erlebt.
Das dachte ich zumindest, bis ich dann die indischen „Ärzte“ besuchen durfte. Arzt Nummer Eins war ein sehr alter indischer Mann, bei dem ich sicher war, dass er kein Wort von dem verstanden hat, was ich ihm versucht habe zu sagen. Er zückte dann einen Stift, ohne sich meine Hals wenigstens einmal anzugucken und schrieb mir drei Tablettensorten auf, von denen ich jeweils drei Tabletten kaufen sollte. Danach nahm er sein Stethoskop und berührte, wirklich nur für eine Millisekunde, meine Brust und das war’s dann. Die Behandlung kostete mich übrigens 20 Rupies, das entspricht ungefähr 23 Cents.
Nun gut, die Tabletten haben nicht geholfen und wirkliche Tipps für meinen Hals konnte er mir auch nicht geben und so habe ich halt selber mal probiert, was man so machen kann. Internet kann ja auch sehr nützlich sein. Neben ganz viel Honig und Tee habe ich sogar so ein Kartoffelwickelding gemacht. Das war aber genauso ein Fail wie meine Zwiebelidee. Ich bin in solchen Sachen einfach nicht bewandert und so kam es dann, dass ich heute einen zweiten Doktor aufsuchen musste.
Arzt Nummer Zwei war auch ein alter indischer Mann, allerdings nicht so alt wie Arzt Nummer Eins. Während er diesmal den Anschein erweckte mich gut zu verstehen, konnte ich  wiederum nur schwer eines seiner Worte entziffern. Er nuschelte ein bisschen und Inder reden ja auch generell sehr schnell – nicht nur in Tamil, sondern auch in ihrem nahezu akzentfreien Englisch. Nachdem ich dann zu den meisten seiner Sätze ein kurzes Yes gab, setzte er sich eine Lampe auf den Kopf und schaute sich meinen Hals an. Das war ja schon mal durchaus positiv zu bewerten, doch sein Blick wurde echt ein bisschen böse und es folgte nur ein trockener Satz: „Your tonsils are in a very bad condition“. Nun, da erzählte mir der gute Mann ja nichts neues, allerdings sprach er danach von einer Tonsil – Operation, bei der er mir die Mandeln doch einfach rausnehmen kann. Bei aller Liebe zum indischen Gesundheitssystem musste ich trotzdem erwidern, dass ich das gerne in Deutschland machen lassen würde. Doch das stellt  kein Problem für meinen neuen indischen Lieblingsarzt dar, denn der meinte er würde sich dann einfach ein Flugticket kaufen und nach Deutschland kommen, um bei meiner OP zu helfen. Das ist doch mal ein Wort, ich müsste ihn halt nur vorher anrufen und ihm den Termin nennen.
Da meine Mandeln nach längerer Diskussion doch erstmal an ihrem Platz bleiben, schrieb er mir ein Rezept mit 10 unterschiedlichen Tablettenarten. Vorher fragte er mich jedoch noch nach meinem Namen, um ihn auf das Riesen – Rezept schreiben zu können. Ich buchstabierte ihm Lea und sagte, dass er noch meinen Nachnamen dahinter hängen müsse. Dazu gab ich ihm meinen Reisepass und er guckte sich die erste Seite an. Er deutete fragend auf meine Unterschrift und sagte: „You are very nice, but your signature is totally ugly.“ Scheinbar der erste Mensch, der sich über meine Unterschrift lustig macht, anstatt über mein Bild. Verkehrte Welt hier in Indien irgendwie.
Letzten Endes habe ich dann noch zwei Injections bekommen und es gab kein Pflaster mit Tierchen drauf oder so.
Ich habe eben erstmal gegoogelt, für was die Tabletten so sind, und es passt sogar ungefähr zu dem was ich habe. Trotzdem ist es komisch 10 Tabletten jeden Abend und jeden Morgen zu schlucken, das kann nicht soooooo gesund sein. Egal, dann bin ich halt ein bisschen auf Droge.
Aufgrund des Arztbesuches habe ich mal wieder am Vormittag und nicht wie gewohnt am Abend „geduscht“( Dies ist ein großer Unterschied, weil das Wasser mittags warm bis wirklich heiß ist). Duschen muss man ebenso wie den Arzt in Anführungszeichen setzen, weil man das null mit Deutschland vergleichen kann. Unsere Dusche besteht aus einem Duschkopf, der bestimmt gut wäre, würde er eben nicht nur 2 Wasserstrählchen besitzen, die den Menschen darunter auch wirklich treffen. Der Rest duscht nämlich eher die Wand oder auch alles andere, was sich in unserem Bad so befindet. Deswegen nehmen wir immer einen großen Eimer und einen kleinen und schütten uns das Wasser steinzeitmäßig über den Kopf. Klappt aber eigentlich ganz gut, ich finde es sogar sehr entspannend. Normalerweise dusche ich abends, da ist das Wasser immer bitterkalt, aber wen stört das schon bei fast 35 Grad.

Dennoch könnte das natürlich auch einer der Gründe sein, warum ich ständig Halsschmerzen habe. Leider kann ich genau gar nichts an meiner Dusche ändern. Aber wird schon, und wenn nicht dann gehe ich halt nochmal zum Arzt, denn irgendwie hilft er doch, mir geht’s heute nämlich schon viel besser. 

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