Bevor ich meinen neuen fesselnden Eintrag beginne, muss ich
noch gestehen, dass meine Oma doch nicht gesagt hat, man soll Zwiebeln einfach
so aufs Ohr legen. Erst kochen und den Saft, sowie die weichen Zwiebeln in ein
Tuch wickeln und das hilft dann.
Glücklicherweise sind meine Ohren nicht so wehleidig und
haben sich, trotz ungekochter Zwiebel, wieder beruhigt.
Allerdings bin ich immer noch irgendwie krank, denn seit
Dienstag sind meine Mandeln ganz dick und sehr hässlich. Wirklich nicht schön
und es tut mir echt leid, dass ich hier im Moment rumheule und von meiner
ständigen Krankheit rede, aber ich könnte auch gerade gar nichts anderes
erzählen, weil man mit dummen Mandeln wie meinen nichts Richtiges erlebt.
Das dachte ich zumindest, bis ich dann die indischen „Ärzte“
besuchen durfte. Arzt Nummer Eins war ein sehr alter indischer Mann, bei dem
ich sicher war, dass er kein Wort von dem verstanden hat, was ich ihm versucht
habe zu sagen. Er zückte dann einen Stift, ohne sich meine Hals wenigstens
einmal anzugucken und schrieb mir drei Tablettensorten auf, von denen ich
jeweils drei Tabletten kaufen sollte. Danach nahm er sein Stethoskop und
berührte, wirklich nur für eine Millisekunde, meine Brust und das war’s dann.
Die Behandlung kostete mich übrigens 20 Rupies, das entspricht ungefähr 23
Cents.
Nun gut, die Tabletten haben nicht geholfen und wirkliche
Tipps für meinen Hals konnte er mir auch nicht geben und so habe ich halt
selber mal probiert, was man so machen kann. Internet kann ja auch sehr
nützlich sein. Neben ganz viel Honig und Tee habe ich sogar so ein
Kartoffelwickelding gemacht. Das war aber genauso ein Fail wie meine
Zwiebelidee. Ich bin in solchen Sachen einfach nicht bewandert und so kam es
dann, dass ich heute einen zweiten Doktor aufsuchen musste.
Arzt Nummer Zwei war auch ein alter indischer Mann,
allerdings nicht so alt wie Arzt Nummer Eins. Während er diesmal den Anschein
erweckte mich gut zu verstehen, konnte ich
wiederum nur schwer eines seiner Worte entziffern. Er nuschelte ein
bisschen und Inder reden ja auch generell sehr schnell – nicht nur in Tamil,
sondern auch in ihrem nahezu akzentfreien Englisch. Nachdem ich dann zu den
meisten seiner Sätze ein kurzes Yes gab, setzte er sich eine Lampe auf den Kopf
und schaute sich meinen Hals an. Das war ja schon mal durchaus positiv zu
bewerten, doch sein Blick wurde echt ein bisschen böse und es folgte nur ein
trockener Satz: „Your tonsils are in a very bad condition“. Nun, da erzählte
mir der gute Mann ja nichts neues, allerdings sprach er danach von einer Tonsil
– Operation, bei der er mir die Mandeln doch einfach rausnehmen kann. Bei aller
Liebe zum indischen Gesundheitssystem musste ich trotzdem erwidern, dass ich
das gerne in Deutschland machen lassen würde. Doch das stellt kein Problem für meinen neuen indischen
Lieblingsarzt dar, denn der meinte er würde sich dann einfach ein Flugticket
kaufen und nach Deutschland kommen, um bei meiner OP zu helfen. Das ist doch
mal ein Wort, ich müsste ihn halt nur vorher anrufen und ihm den Termin nennen.
Da meine Mandeln nach längerer Diskussion doch erstmal an
ihrem Platz bleiben, schrieb er mir ein Rezept mit 10 unterschiedlichen
Tablettenarten. Vorher fragte er mich jedoch noch nach meinem Namen, um ihn auf
das Riesen – Rezept schreiben zu können. Ich buchstabierte ihm Lea und sagte,
dass er noch meinen Nachnamen dahinter hängen müsse. Dazu gab ich ihm meinen
Reisepass und er guckte sich die erste Seite an. Er deutete fragend auf meine
Unterschrift und sagte: „You are very nice, but your signature is totally
ugly.“ Scheinbar der erste Mensch, der sich über meine Unterschrift lustig
macht, anstatt über mein Bild. Verkehrte Welt hier in Indien irgendwie.
Letzten Endes habe ich dann noch zwei Injections bekommen
und es gab kein Pflaster mit Tierchen drauf oder so.
Ich habe eben erstmal gegoogelt, für was die Tabletten so
sind, und es passt sogar ungefähr zu dem was ich habe. Trotzdem ist es komisch
10 Tabletten jeden Abend und jeden Morgen zu schlucken, das kann nicht soooooo
gesund sein. Egal, dann bin ich halt ein bisschen auf Droge.
Aufgrund des Arztbesuches habe ich mal wieder am Vormittag
und nicht wie gewohnt am Abend „geduscht“( Dies ist ein großer Unterschied,
weil das Wasser mittags warm bis wirklich heiß ist). Duschen muss man ebenso
wie den Arzt in Anführungszeichen setzen, weil man das null mit Deutschland
vergleichen kann. Unsere Dusche besteht aus einem Duschkopf, der bestimmt gut
wäre, würde er eben nicht nur 2 Wasserstrählchen besitzen, die den Menschen
darunter auch wirklich treffen. Der Rest duscht nämlich eher die Wand oder auch
alles andere, was sich in unserem Bad so befindet. Deswegen nehmen wir immer
einen großen Eimer und einen kleinen und schütten uns das Wasser steinzeitmäßig
über den Kopf. Klappt aber eigentlich ganz gut, ich finde es sogar sehr
entspannend. Normalerweise dusche ich abends, da ist das Wasser immer
bitterkalt, aber wen stört das schon bei fast 35 Grad.
Dennoch könnte das natürlich auch einer der Gründe sein,
warum ich ständig Halsschmerzen habe. Leider kann ich genau gar nichts an
meiner Dusche ändern. Aber wird schon, und wenn nicht dann gehe ich halt
nochmal zum Arzt, denn irgendwie hilft er doch, mir geht’s heute nämlich schon
viel besser.