Montag, 16. Dezember 2013

Gedankenblitz und die reine Wahrheit

Irgendwie finde ich 19 ist ein dummes Alter, 18 war viel geiler irgendwie – keine Ahnung wie ich da jetzt drauf komme, aber irgendwie muss er ja starten, der nächste Blogeintrag, den alle schon so unglaublich sehnsüchtig erwartet haben.
Nun, hier ist er und ich werde jetzt mal erzählen, was bei uns in den nächsten Tagen so ansteht. Das wird nicht so sonderlich spannend klingen und die Probleme, die ich gleich  herauf beschwören werde, sind wahrscheinlich gering im Gegensatz zu euren – aber dennoch, bei uns ist quasi gerade Stress der Vorweihnachtszeit zu spüren. Für mich erscheint das immer noch etwas paradox. Das könnte durchaus an der Tatsache liegen, dass ich schwitze, ständig Palmen sehe und ein Flip – Flop – Sonnenabdruck auf meinen Füßen durch die indischen Straßen trage.
Unsere Christmasfunction ist bei uns nämlich schon an dem Tag, an dem ich die 8 aus Franzi’s Adventskalender öffne, also gar nicht mehr so lang hin. Da trifft es sich ungemein gut, dass meine fluteclass das „Lasst uns froh und munter sein“ Lied, dass ich auch langsam nicht mehr hören will, schon beinahe ohne einen falschen Ton spielen kann. Durchaus eine beachtliche Leistung, wenn man ich mir den Anfang in Erinnerung rufe – oder besser auch nicht.
Maggi und ich sind, wie alle Freiwilligen vor uns, die Engel im Krippenspiel und dürfen auch freundlicherweise etwas auf Tamil sagen (das ist die Sprache, die bei uns gesprochen wird und von der ich die Existenz bis vor kurzem noch nicht einmal geahnt habe). Hier mein Text: Kirubäi petravalei vaghäääehh karteeer onudanaaii irrukirrar. (dann sagt Maria irgendwas) und dann ich wieder: Mariale bayappadadeih, nee oru kumaraneiy peruvaiii. Avarekkke Jesu jendree peyariduavaiii.
Locker.
Dann habe ich heute noch erfahren, dass ich einen Germandance aufführen darf, also ich zeige den Mädchen einen Tanz und die tanzen dann und ich vielleicht mit. Arul hat mir eine CD gegeben und jetzt wird es einen super Dance zu „Schüttel deinen Speck“ geben hehhhehe. Habe mir auch gerade eine Koreo ausgedacht, zumindest zu der erste Strophe. Ist auch echt ganz geil geworden, aber ob die Mädchen, die in nur einer Woche lernen ist fragwürdig….. Bin aber sehr gespannt und optimistisch, dass das klappt.
Bühnendekoration ist ein weiteres Anliegen und wurde uns vertrauensvoll in die Hände gelegt. Wie schön – also besteht unsere neue Lieblingsbeschäftigung in Sterne basteln, bzw. unserer Englischclass zeigen, wie man Sterne bastelt.
Ihr hört, es gibt viel zu tun und die Zeit rennt, quasi wie in den letzten drei Monaten, in denen ich jetzt schon im indischen Leben stecke. Das Zwischenseminar am Meer, hhehhe, hat die Hälfte meines kleinen Abenteuers markiert und gleichzeitig meinen Geburtstag versüßt. Der wurde dann allerdings nicht wirklich indisch gefeiert, weil wir einfach 20 Freiwillige auf einem Fleck waren, da fällt man dann doch in die deutschen Gewohnheiten zurück. Außer vielleicht meine Torte, die war groß und mit extrem viel Zuckerguss und dicken Blumen, ebenfalls aus Zucker. Und natürlich meinen richtig richtig richtig (…) schönen Sari in dunkelblaulilagrün, den man wahrscheinlich auch nur an einem indischen Geburtstag bekommt.
Nun jetzt ist die 19 da und merke richtig wie ich alt werde.
Ich muss zugeben, ich weiß immer nicht so richtig, was jetzt wirklich interessant ist und was nicht. Dass ich heute 6 Bananen (sogar die Großen) für nur 30 Rupies bei meinem Fruitshop des Vertrauens geschossen habe, ist euch wahrscheinlich herzlich egal.
Was mir gestern nicht so egal war, war, dass der Tailor ( der jetzt nicht mehr der Tailor meines Vertrauens ist) die Hose von meinem Chudidarmaterial VIIIIEL zu groß gemacht hat und ich, bzw. Rina nochmal zum Tailor müssen, um die Hose enger machen zu lassen. Dabei hat der Gute meine Maße genau genommen, gggr. Soviel zu den Problemen, die mich gerade beschäftigen..
Andererseits gibt es auch Punkte, an denen ich wirklich etwas verzweifle. Zum Beispiel haben wir uns in Trichy die Tempel der Hindus angeschaut. Unglaublich eindrucksvolle Bauten und richtig schön anzusehen. Besonders vielleicht auch die Menschen darin, der Tempel scheint ein Ort zu sein, an dem man wohl fast alles macht: Schlafen, Essen, Telefonieren oder irgendwas verkaufen, Touristen betrügen, dies das halt. Allerdings sind wir dann auch aufs Dach gegangen und man hatte einen Blick auf das Innere der Tempelanlage, deren Betreten nur Hindus erlaubt ist. Pures Gold glitzerte in der Sonne und unser indischer Begleiter, übrigens ein Christ, meinte nur: „ The god is rich, the people are poor“. Ich dachte wirklich nur wie recht er hat. Vor den Türen des Tempels liegen alte, kranke Bettler und versuchen irgendwie zu überleben, und hier drin hat Vishnu oder Shiva einen kleinen Palast.
Die Armut der Menschen schockt mich gar nicht mehr so sehr. Das klingt vielleicht hart, allerdings sehe ich jeden Tag die armen Siedlungen und ihre Bewohner. Man bemerkt das auch an den Kinder: Viele haben keine Schneidezähne mehr, denn sie sind weggefault oder ihre Köpfe haben Stellen, an denen keine Haare mehr wachsen. Ein Junge hatte mehrere offne Wunden mit Eiter an seinem Bein, bestimmt 3 bis 4 cm Durchmesser. Ich hatte richtige Gänsehaut.
Auch das ist Indien muss man sagen. Als ich mir das Dorf angeschaut habe, in dem unser Kindergarten liegt, konnte man sich als Europäer nicht vorstellen so zu leben. Die Häuser, nur mit Bananenblätter bedeckt, manche hatten auch nur Lehmwände, bestanden meist nur aus 2 Räumen: Küche und Schlafzimmer. Ein Haus war bis auf das Fundament niedergebrannt, aber die Familie hat kein Geld, es neu aufzubauen und so „wohnen“ sie trotzdem noch darin.

Verdammt, ich habs echt versucht, wirklich und ohne Flachs. Was hinter dieser wunderlichen Aussage steckt, wird der aufmerksame Leser bereits erahnt haben. Es ist schon der 16 Dezember und nun ja, der obere Eintrag handelt vom 8. Es ist also schon alles gelaufen und was soll ich sagen? Es hat gut geklappt. Schüttel dein Speck ist eingeschlagen und JEDER will jetzt in meinen HipHop Kurs. Naja ganz so doll vielleicht auch nicht, aber ein paar mal öfter habe ich schon gehört: Lea Akka, german dance veeery nice. Reicht ja auch. Den Text hat ja zum Glück niemand verstanden, sonst hätte es eventuell Fragen gegeben. Wie dem auch sei, neben diesem einmaligen Erfolg, habe ich auch einen indischen Tanz aufgeführt. 3 Tage vorher wurde mir gnädigst Bescheid gesagt und ich habe mir die 5 dummen Minuten echt eingeprügelt. Zwischenzeitlich – man bemerke, ich bin kein sehr geduldiger Mensch- ist mir dieses kranke Rumgehüpfe auch extremst auf die Nerven gegangen, aber es hat schließlich doch geklappt. Und ja es hat auch irgendwie Spaß gemacht.

Weihnachten rückt näher und wenn ich dann an meine Familie denke und an meine liebste Franzi und an letztes Jahr Heilige Abend/ Nacht, dann muss ich sagen, werde ich schon ein bisschen sentimental und diese Sentimentalität steigert sich dann kontinuierlich in eine ziemlich nervige schlechte Laune. Vielleicht ist das auch wirklich die schwierigste Zeit .. ein kurzer Einschub, der mir wirklich genau gerade jetzt um 22:08 indischer Zeit am 16.12 gekommen: HAHAHA ich bin aus der Probezeit raus! … okay und nun zurück, es ist definitiv die schwierigste Zeit.

Falls ihr Winterdepression habt und das kalte Wetter hasst, keine Sorge, wir frieren hier auch (ich brauche 2 Decken zum Schlafen und wir haben noch nicht mal eine warme Dusche!), denn mittlerweile sind es nachts nur noch so 25 Grad. 

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